Gut, gesund und angemessen für sich zu sorgen, ist lebensnotwendig. Aber die meisten von uns brauchen manchmal einen Anstoß, es auch zu tun.
Der eine geht ohne Frühstück aus dem Haus und nimmt sich nach einem harten Arbeitstag erst abends die Zeit, etwas zu essen. Die andere greift zu 10 Tassen Kaffee, um die Leistungsfähigkeit den ganzen Tag über zu erhalten. Manche Menschen leiden unter chronischem Schlafdefizit. Meine Mutter war so eine Person: Als Wirtin stand sie jeden Tag um 6 Uhr auf und kam nie vor Mitternacht ins Bett. Sie hatte dauerhaft zu wenig Schlaf ohne Aussicht auf Verbesserung. Und wie viele andere hatte sie auch kein Hobby, weil sie einfach keine freie Zeit dafür hatte.
Man kann Menschen als biologische Maschinen verstehen: Sie brauchen, Pflege, Wartung und Fürsorge. Sie müssen vor extremer Kälte und Hitze geschützt werden und ohne Energiezufuhr läuft gar nichts. Rennen sie zu lange, ohne eine Pause zu machen, dann laufen sie heiß und können beginnen, (aus-) zu brennen.
Wollen wir im Beruf, in der Familie oder bei unseren Freizeitaktivitäten Leistung erbringen, ist es notwendig, dass wir körperliche Bedürfnisse stillen: Essen, Trinken, Ruhepausen und regelmäßige Wartungen wie Körperpflege, Bewegung oder Arztbesuche. Aber auch unser Geist und unsere Seele verlangen Pflege im Sinne von Aufmerksamkeit, Empathie und Zuspruch. Fehlt das dauerhaft, rennen wir nicht „rund“ und laufen sogar Gefahr, krank zu werden.
Vereinfacht kann man die menschlichen Bedürfnisse in die drei folgenden Kategorien einteilen:
- Körperliche Grundbedürfnisse
- Dach über dem Kopf
- Schutz vor Kälte und Hitze
- Genug essen
- Genug trinken
- Ausreichend schlafen
- Regelmäßig an der Sonne und der frischen Luft
- Bewegung
- Witterungsentsprechende Kleidung
- Sicherheit und soziale Bedürfnisse
- Frieden (keine Bomben)
- Frei von Bedrohung und Verfolgung (Stalker, Gewalttäter)
- Job
- Geld
- Wohnung, die bezahlt werden kann
- Familie
- Freunde
- Kollegen
- Menschen, die mir wichtig sind und denen ich etwas bedeute
- Partnerschaft und Sexualität
- Stellung in der Familie und in der Gesellschaft
- Respekt und Anerkennung
- Selbstverwirklichung und Spiritualität.
- Wo will ich hin?
- Was sind meine Visionen, Träume?
- Was kann ich der Welt geben?
- Was will ich über das materielle Leben hinaus?
- Will ich mich geistig weiterentwickeln?
- Will ich mich spirituell weiterentwickeln?
- Wie kann ich meine Wünsche umsetzen?
- Wie meine Ziele erreichen?
Die Idee, dass es eine Hierarchie der Bedürfnisse und Motive gibt, geht auf den Psychologen Abraham Maslow zurück (Maslowsche Bedürfnispyramide). Ohne die Stillung der wichtigsten körperlichen Bedürfnisse kann man sich nicht ausreichend um sozialen Status kümmern. Ausreichend zu essen und zu trinken sind Voraussetzung für das Leben.
Wenn man weder körperliche noch soziale Bedürfnisse befriedigt hat, ist es schwierig, sich spirituell und geistig zu entwickeln. Bei meinem ersten Kontakt mit dem Buddhismus vor ca 15 Jahren war ich persönlich und sozial nach meiner Scheidung in einer belasteten Phase. Bei all meinen spirituellen Tätigkeiten schwang eine Traurigkeit und Sehnsucht nach tiefer Verbindung mit Menschen mit. Nachdem ich mir dann aber wieder ein soziales Netz aufgebaut hatte, konnte ich mich auch auf die Spiritualität tiefer einlassen.
Ohne Abdeckung der körperlichen Bedürfnisse, kann man sich also nicht ausreichend den sozialen Bedürfnissen widmen, und ebenso bedarf geistige und spirituelle Entwicklung einer ausgewogenen körperlichen und sozialen Basis. Wenn man also einmal mit seinen hohen Zielen feststeckt und nicht in der Entwicklung weiterkommt, kann man überprüfen, ob man körperlich gut für sich gesorgt hat und sorgt. Mit einem Schlafdefizit, Durst oder knurrendem Magen ist es schwer, eine App zu entwickeln, einen Comic zu zeichnen oder ein Buch zu schreiben. Ebenso kann auch Vereinsamung oder Liebeskummer die geistige und spirituelle Entwicklung bremsen.
Wie kann nun gesunde Selbstfürsorge funktionieren?
- Körperliche Grundbedürfnisse abdecken.
Am besten klappt das, wenn man sich seine Schwachstellen überlegt und sich dann um jene Bereiche, die man gerne ignoriert oder vergisst, kümmert : Genug Schlaf? Essen (zu viel-zu wenig?), Bewegung? Trinken?
*Aufgabe*: Erstelle eine Checkliste von 5 Punkten, die für dich wesentlich sind.
- Tankstellen überlegen:
Was tut mir gut? Wo kann ich Kraft schöpfen und Energie tanken? Zum Beispiel: Laufen gehen, Kaffee trinken, Zeitung lesen, mit dem Freund, der Freundin telefonieren, stricken, schlafen, Waldspaziergang, Sauna, Suppe essen, Putzen,…..Diese Liste lässt sich unendlich fortsetzen.
*Aufgabe*: Fertige im Zuge eines Brainstormings eine Liste mit den „Tankstellen“ deiner Wahl an. Auch ein Mindmap oder eine ABC-Liste können die Suche erleichtern. (Bei der ABC-Liste suchst du für jeden einzelnen Buchstaben eine passende Tankstelle – funktioniert wie das Spiel „Stadt-Land“, das die meisten noch aus der Schulzeit kennen).
- Manifest der Selbstfürsorge erstellen:
Welche körperlichen, sozialen und geistigen Bedürfnisse spielen derzeit in meinem Leben eine wichtige Rolle? Gibt es Bereiche in meiner Selbstfürsorge, die ich vernachlässige?
*Aufgabe*: Erfasse in 10 Punkten, was du brauchst, um gut zu „funktionieren“ UND was du dir auch regelmäßig gönnen willst und wirst. Diese Liste soll einen gut sichtbaren Platz bekommen: Im Taschenkalender, in der Geldbörse, am Badezimmerspiegel, usw.
Ziel der Selbstfürsorge ist es, körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten und einem Ausbrennen entgegenzuarbeiten bzw. zuvorzukommen. Wer gut für sich sorgt, für sich selbst Verantwortung übernimmt und darauf achtet, dass die Depots gefüllt bleiben und die letzten Reserven nur im alleräußersten Notfall angetastet werden, der brennt nicht aus, der leuchtet.