JA, IMMER und JETZT SOFORT!
Verletzung, Schmerz und Groll können sich tief im Geist verankern. Ungefragt. Keiner will das wirklich und es braucht nicht viel dafür: Da fällt in einem Gespräch ein falsches Wort, da vergisst jemand auf ein wichtiges Jubiläum, oder man wird einfach nur versetzt und wartet im Café vergebens auf die Gesellschaft.
Wenn man dem Groll nicht bewusst entgegensteuert, kann es passieren, dass dieser sich ausbreitet und nach und nach mehr Raum im Denken oder im Herzen einnimmt. Dieser Groll macht auf Dauer einfach nur Bad Vibrations. Die fühlen sich weder für einen selbst noch für die anderen gut an.
Aber was kann man gegen den Groll tun? Die einfache Lösung ist Verzeihen. Verzeihen ist aber nichts, das irgendwann von allein passiert; es ist kein passiver Prozess, der sich irgendwann einstellt, oder der automatisch in Gang gesetzt wird, nur weil man es sich vorgenommen hat. Vergessen ist auch nicht verzeihen. Der Keim bleibt bestehen und kann bei der nächsten Verletzung wieder wachsen und größer werden als das Pflänzchen zuvor.
Verzeihen ist ein aktiver Prozess, den man bewusst starten, beobachten und pflegen muss: Wenn man die Gelegenheit und den Mut hat, mit der verletzenden Person in Kontakt zu treten, kann man ihr sagen, dass man durch ihr Verhalten verletzt ist und beschlossen hat, ihr das nachzusehen und ihr zu verzeihen. Das klingt jetzt ein bisschen sperrig und kann auch in die falsche Kehle kommen, weil man die Herablassende und „Gewährende“ raushängen lässt. Aber easy! Zum Verzeihen brauchst du nur deinen starken Wunsch, es zu tun und sonst nichts.
Ich persönlich nehmen mir dafür gerne in der Früh am Meditationskissen die Zeit dafür und habe täglich ein paar Minuten dafür reserviert. Meine Lieblingsmethode habe ich bei Thich Nhat Hanh entdeckt. Er empfiehlt in seinem Buch „Ärger“, sich zu überlegen, was man der Person, der Täterin, die einen verletzt hat, schenken könnte. Der Trick bei dieser Übung ist, dass man augenblicklich einen neuen Blickwinkel einnimmt und die Person mit anderen Augen betrachtet. Man ist neugierig, forscht und ratet, was der „Feindin“ wohl gefallen könnte. Es geht nicht darum, ein reales Geschenk zu kaufen – obwohl man das natürlich auch tun kann. Die Übung besteht in der Vorstellung und im Wechseln der Perspektive. Die Übung ist es, die Person als eine zu betrachten, die man sehr schätzt und der man eine Freude machen will. Das ist eine richtig nette Erfahrung. Am Anfang mag es sich noch etwas komisch anfühlen, aber nach und nach findet man Gefallen daran.
Wenn ich wenig Zeit habe, oder meine Fantasie noch sehr eingeschränkt ist, stell ich mir mit geschlossenen Augen die Person vor und sage im Geiste „I wish you Happiness“ zu ihr. Dabei achte ich darauf, dass ich da wirklich viel Freude und Begeisterung in den Wunsch lege. Es hilft mir die Vorstellung, wie die Person glücklich und zufrieden lächelt. Super einfach!
Sehr gerne kombiniere ich die beiden Übungen mit der abgewandelten Ho´ Oponopono Formel. Das ist die Aneinanderreihung vierer Wünsche, die nach Hew Len lauten (Buchtipp: Joe Vitale: Zero Limits):
ORIGINAL ADAPTIERT
Ich liebe dich. Ich vergebe dir!
Es tut mir leid. Es tut mir leid
Bitte vergib mir. Ich liebe dich.
Danke! Danke!
Diese ritualisierten Sätze sind alltagstauglich. Sie sind leicht zu merken und schnell gesagt bzw. gedacht. Ich wiederhole die Sätze täglich ein- bis fünfmal. Wenn ich nach Tagen, Wochen oder Monaten spüre, dass mein Herz leichter wird und ich die Person ins Herz geschlossen habe, lasse ich die Übung langsam ausschleichen. Aber manchmal kommen sie wieder: Der Ärger, der Unmut und der Schmerz. Dann beginne ich einfach wieder von vorn.
Wenn uns der Groll einnimmt, sind wir nicht glücklich. Wir wollen aber glücklich sein. Immer. Also können wir für unser Glück selbst die Verantwortung übernehmen. Wer will wirklich darauf warten, dass die Menschen im eigenen Umfeld sich immer so verhalten, dass sie einen nicht verletzen? Verletzung ist sehr persönlich. Die eine hat ein dickes Fell, die andere ist zart besaitet. Es ist einfach unmöglich, dass es da im alltäglichen Tun nicht zu Kollisionen kommt. Aber wenn man weiß, wie man verzeihen kann, wie man andere wieder ins Herz schließt, wie man für sich selbst und andere eine friedlichen Raum schafft, ist man immer auf der Gewinnerseite.